Am Weg zu meinem nächsten Bahnhof liegt eines dieser Schnellrestaurants mit dem großen M, in Österreich auch gerne Schachtelwirt genannt. Über diese Art von Gastronomie wurde zuletzt viel geschrieben, weil hier und auch bei unseren Nachbarn plötzlich auch sogenannte Haubenköche Fleischlabersemmeln, auch Hamburger genannt, kreieren dürfen.
Am nettesten finde ich den Kommentar von Katha in Ihrem Foodblog Esskultur. Und irgendwie bin ich dann schon sehr neugierig geworden. Wenn es dunkel ist (und hier in der Vorstadt kennt mich ohnehin keine Sau), dann kann es schon mal vorkommen, daß ich beim Schachtelwirt auf einen Imbiss vorbeischaue. Daß dies manchmal spätnachts ist, wenn ich gerade von meinem Kurs über Vollwerternährung komme, schreibe ich hier lieber gar nicht.
Aber man sollte halt auch wissen wie das schmeckt, worüber man kurz danach aus dem Bauch heraus schimpft. Und was die dort servieren ist mir normalerweise ziemlich egal, ich muss es ja nicht essen. Stören tut mich aber sehr, daß der Weg von mir zum Bahnhof täglich vollgepflaster ist mit Verpackungen aus besagtem Schachtelwirt. Da liegen Sie: zuerst die braune Tüte mit dem lustigen Clown mit den gelben Handschuhen (ja, auch Ronald McDonals sollte sich nach dem urinieren die Hände waschen!), wenige Meter später dann die Folie mit der ein Burger eingewickelt war und weitere 10 Meter auf meinem Weg liegt dann zumeist das Kartontütchen wo die zuvor noch in Transfetten schwimmenden Kartoffelformfleischstäbchen, die den Namen Pommes Frittes eigentlich nicht würdig sind, zusammengehalten wurden. Manchmal finde ich dann ein paar Meter weiter noch Erbrochenes am Wegesrand, die meisten anderen Spuren dieses logischen Kreislaufes sind dann aber doch Hunden zuzuordnen. Wenngleich manche jetzt meinen Weg zur S-Bahn als durchaus bunt preisen würden, mir gefällt es nicht.
Aber darum geht es jetzt gar nicht, denn ich wollte schlicht und einfach über den gestrigen Abend berichten: Ohne richtiges Abendessen kam ich wieder mal nach meinem Kurs zum Ernährungsvorsorgecoach mit der S-Bahn an und überlegte doch etwas hungrig, was denn noch daheim an Vorräten zum Verzehr bereitstünde. Haferflocken, Bananen und altes Brot wollte ich nun aber auch nicht mehr. Und irgendwie war ich ja auf den von Toni Mörwald entwickelten “Hauben-Burger” bei McDoof doch sehr neugierig. Bevor ich richtig lang darüber nachdenken konnte, warum ich jetzt um 22.00 wirklich noch zum Schachtelwirt ging, stand ich schon in der Schlange. Ja, es war wirklich eine Schlange. Am Bahnhofsplatz von Liesing, wo um diese Zeit eigentlich nur mehr betrunkene Jugendliche herumlungern, kanalisieren sich fast 50 % der ausgestiegenen S-Bahn Passagiere an die 3 Kassenterminals des Schnellrestaurants. Für mich blieb genug Zeit, um mich zwischen einen der beiden “Hauben-Kreationen” zu entscheiden. Die eine war irgendein Rindfleischlaberl mit Kartoffelrösti und bisserl Salat und dicker Sauce in einem weissen Brot, das andere irgendein Hühnerteil mit Tomaten und Balsamico in ebensolchem. Rindfleisch sollte es sein, aber ich musste immer noch warten. Genug Zeit, um mir die Menschen vor und hinter mir in der Schlange anzuschauen, genug Zeit, um dem Geräusch der schwimmend frittierten Kartoffelteile zu lauschen … und schließlich genug Zeit, um das Hirn spätnachts doch noch in Bewegung zu bringen: Unverrichteter Dinge verliess ich die Schlange, die eigentlich nun grad nur mehr aus einer alten Dame vor mir bestand, und legte die letzten Meter nach Hause mit leeren Händen und noch leereren Magen zurück. Umso größer war aber die Vorfreude auf Haferflocken und Bananen zum Frühstück.
Irgendwie fühl ich mich auch als Held, daß ich noch mal umgekehrt bin. Irgendwie finde ich es aber noch doofer, daß ich überhaupt hineingegangen bin.